Pablo Sulzer berichtet auf der Plattform J am 14. Juni 2025 über Monda Futura. Wir geben den Artikel hier wieder:
Der Verein Monda Futura hat eine Vision: Rund 1000 Menschen aus der ganzen Schweiz sollen befragt werden, wie eine lebenswerte Zukunft aussehen könnte. Dazu lädt Monda Futura landesweit die Bevölkerung ein, sich gemeinsam diese Frage zu stellen. Am Freitagabend findet eine Zukunfts-Veranstaltung auf der Blümlisalp in Thun statt. Im Interview hat die Plattform J den Mitgründer Raffael Wüthrich zum ambitionierten Unterfangen befragt.
von Pablo Sulzer

1000 Menschen sollen befragt werden, wie eine lebenswerte Zukunft in der Schweiz aussehen soll. Dieses Ziel hat sich der 2023 gegründete Verein Monda Futura gesetzt, der hierzu landesweit sogenannte Zukunfts-Veranstaltungen organisiert: Was sind die Visionen und Träume der Bevölkerung?

Der Co-Gründer Raffael Wüthrich möchte mit seinem Team eine breit abgestützte Vision ausarbeiten, die als Kompass für Gemeinden, Städte und Organisationen dienen soll. Aus den Befragungen entstehen verschiedene Szenarien, die letztlich in konkrete Projekte münden.
Auf der Blümlisalp die Zukunft besprechen
Diese Tage findet eine öffentliche Zukunfts-Veranstaltung auf dem Thunersee statt. Der Verein lädt die Teilnehmenden am Freitag, 26. Juni, zum Abendessen ein und soll den Anwesenden die Gelegenheit bieten, sich untereinander zu inspirieren und die Frage zu stellen: Wie soll die zukünftige Schweiz im Jahr 2073 aussehen?
Im folgenden Gespräch mit der Plattform J erzählt Mitgründer Raffael Wüthrich über die kommende Veranstaltung auf dem Dampfschiff, über das wachsende Interesse für Monda Futura und die Ziele des Vereins.

Wie sieht eine lebenswerte Zukunft in der Schweiz im Jahre 2073 für Sie persönlich aus?
Raffael Wüthrich: In meinen Augen sollte diese Zukunft von weniger Stress und mehr Zeit für einander geprägt sein. Künftig sollten wir es schaffen, mit weniger Ressourcen und qualitativen Produkten all unsere Bedürfnisse zu befriedigen. Und es sollte eine Zukunft sein, in der die Bevölkerung keine Angst haben muss, in existenzielle Nöte zu kommen.
So weit meine Vision. Doch bei Monda Futura geht es nicht um meine Vorstellung der Zukunft, sondern wir wollen die Bevölkerung nach ihren Wünschen, Ideen und Träumen befragen. Als Verein gehen wir davon aus, dass es viele Gemeinsamkeiten gibt, und mit dieser Befragung wollen wir dies beweisen. Und dann sollten wir gemeinsam alle Hebel in Bewegung setzen, um diese Zukunft Realität werden zu lassen.
Es laufen landesweit viele Zukunfts-Veranstaltungen: Am Freitag, 26. Juni, lädt Monda Futura die Bevölkerung in Thun ein, sich auf dem Schiff Blümlisalp Gedanken über die Zukunft zu machen. Wieso ausgerechnet auf einem Schiff?
Monda Futura möchte im Berner Oberland etwas Spezielles machen: Auf dem Wasser dahingleitend gemeinsam über die Zukunft nachzudenken, das finden wir sehr passend. Die Schiffsfahrt soll anregen, um frei nachzudenken und Visionen entstehen zu lassen. Monda Futura wählt immer andere Örtlichkeiten aus: So organisieren wir etwa auch Wanderungen in den Bergen und Spaziergänge im Wald. Das wirkt ganz anders als eine Veranstaltung in einem gewöhnlichen Sitzungszimmer. So sind wir konstant am Prüfen, was für weitere Veranstaltungsorte passen könnten. Auf dem See waren wir bisher noch nie, und in Thun hat sich die Gelegenheit ergeben.

1000 Menschen aus der Bevölkerung sollen zu ihren Visionen und Träumen befragt werden, um herauszufinden, wie in der Schweiz eine lebenswerte Zukunft aussehen könnte. Es stellt sich die Frage, wie gut diese 1000 Stimmen eine Schweiz mit rund neun Millionen Menschen repräsentieren können.
Natürlich würde Monda Futura sehr gerne alle Menschen in der Schweiz befragen. Doch das ist leider nicht möglich. Bereits 1000 Menschen zu befragen, ist sehr aufwendig. Um eine repräsentative Befragung zu erreichen, befragen wir alle Teilnehmenden nach ihren soziodemografischen Daten, wie etwa nach ihrer Herkunft, Ausbildung, unter anderem. Zudem veranstalten wir die Zukunfts-Anlässe landesweit, damit wir Teilnehmende aus allen Regionen dabei haben und ein breites Bild der Schweizer Bevölkerung hinkriegen.
Ausserdem gehen wir für diesen Teil der Befragung in zwei Schritten vor: Mit den Visionen und Ideen der 1000 befragten Menschen erstellen wir anschliessend verschiedene Szenarien. Diese ausgearbeiteten Szenarien werden der breiten Bevölkerung vorgelegt, damit diese von weitaus mehr Menschen bewertet werden können. Aktuell geht es darum, eine möglichst breite Vielfalt an Ideen für die Zukunft zu sammeln.

Was darf man auf dem Thunersee auf der Blümlisalp erwarten?
Nach der Begrüssung folgt eine kurze freiwillige Begrüssungsrunde, um aufzulockern. Danach können die Teilnehmenden ihre Sorgen teilen: Dies ist ein wichtiger Teil des Anlasses, um befreit in die Diskussion zu starten. Darauf folgt wiederum ein positiver Teil, es werden Glücksmomente aller Art ausgetauscht. Dies ist nach dem ersten, etwas ernsteren Teil meist ein sehr schöner Moment, oft ein euphorischer Moment. Diese Euphorie nehmen wir mit, um über die Zukunft zu sprechen.
Wichtig ist es zu wissen, dass es nicht zwingend um eine konkrete Zukunft gehen muss, sondern die Teilnehmenden sich eine schöne, ideale Welt vorstellen sollen. In Gruppen können sich die Gäste dazu austauschen und gegenseitig inspirieren. Am Ende dürfen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in unser Umfragetool ihre Zukunftsvision eingeben – mit Namen oder anonym – und gehören danach zu den 1000 Menschen, die wir insgesamt befragen möchten. Und zwischen diesen Programmpunkten gibt es für alle ein feines Znacht auf dem Dampfschiff.

Nach der Befragung von 1000 Menschen soll ein Konsens der Zukunftsideen und -visionen erreicht werden. Ist dies überhaupt möglich?
Wir sind ja in der Schweiz privilegiert, dass wir als Bevölkerung abstimmen können, doch wir bei Monda Futura sind überzeugt, dass es hier noch Potenzial gibt, um grössere Menschengruppen anders zu spannenden Ideen befragen zu können. Monda Futura geht hier neue Wege: Wir machen zu den Szenarien, die aus den 1000 Stimmen entstehen, eine sogenannte Konsent-Abfrage. Das heisst: Statt nur zu fragen, welchen Vorschlag die Schweizer Bevölkerung am tollsten findet, wollen wir erfahren, gegen welche Szenarien es Widerstand gibt und welche wiederum für Begeisterung sorgen. So wollen wir Zukunftsszenarien finden, bei denen die breite Bevölkerung dahintersteht.
Monda Futura ist ein junger Verein. Spüren Sie diesen frischen Wind?
Wir haben mit unserem Unterfangen etwas in Angriff genommen, das in der Schweiz einzigartig ist. Es ist tatsächlich ein Pionierprojekt. Natürlich sorgt das ambitionierte Ziel von 1000 befragten Menschen für einen gewissen Druck. Und je mehr Medien über das Unterfangen berichten, umso mehr wächst dieser Druck. Das Team ist motiviert und möchte liefern, doch bei solch einem Pionierunterfangen ist es nie sicher, wie gut es am Ende klappt. Und am Ende sollen aus dem Schweizer Zukunfts-Konsens konkrete Projekte mit Gemeinden, Städten und Unternehmen entstehen, die uns als Gesellschaft Schritt für Schritt der erwünschten Zukunft näher bringen.
Was sollen die Teilnehmenden nach der Fahrt auf der Blümlisalp erlebt haben und mitnehmen können?
Ich wünsche allen, dass sie auf dem Thunersee einen spannenden Austausch erleben und man sich gegenseitig inspirieren kann. Und es dürfen auch etwas absurde Ideen dabei sein, die für Schmunzler sorgen. Es soll guttun, gemeinsam an einer schönen Zukunft zu schaffen und für einen tollen, bleibenden Abend auf dem Dampfschiff zu sorgen. Wenn dann daraus konkrete Projekte im Berner Oberland erfolgen, dann wäre das grossartig.